"Er hatte die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen, wer in dieser Zuversicht ihn trug." Das sind die Worte Nathans an Saladin in der berühmten Ringparabel aus Lessings Stück von 1779. Der weise Jude erzählt sie dem Sultan auf die Frage, welcher Glaube ihm am meisten eingeleuchtet habe. Die Handlung spielt zur Zeit des Waffenstillstands in Jerusalem nach dem 3. Kreuzzug 1197. In einer Zeit, als Glaubensbekenntnisse gute Gründe waren, den anderen einfach umzubringen.
Nathan, ein reicher Jude kehrt von einer Handelsreise zurück. Wie er nun erfahren muss, wäre seine geliebte Ziehtochter Recha beim Brand seines Hauses umgekommen, hätte sie nicht ein (christlicher) Tempelritter gerettet. Auf dem Hof des Sultans Saladin sind die Kassen leer. Von wem könnte man also leichter leihen, als von einem jüdischen Kaufmann?